Vergessene Haustiere

Stadttauben
Menschen und Tauben

Gemeinsame Geschichte

Stadttauben und Menschen haben eine lange gemeinsame Geschichte: Felsentauben wurden vor einigen tausend Jahren domestiziert. Bereits in der Antike wussten die Ägypter um das außergewöhnliche Orientierungsvermögen der Tiere. Bis nach dem 2. Weltkrieg waren Tauben keine seltenen Bewohner in städtischen Dachböden. Sie wurden versorgt und lieferten Fleisch und Eier. Mit dem wachsenden Wohlstand wurde die Taubenhaltung hierzulande keine Notwendigkeit mehr. Dachböden und Taubenschläge wurden geschlossen, die Tiere sich selbst und damit der Verelendung überlassen.

Doch nur, weil der Mensch in Mitteleuropa die Taube nicht mehr benötigt, wird ihre Domestikation nicht plötzlich rückgängig gemacht. Die Tauben haben Hunger und fressen aus der Not heraus alles, was zu finden ist: Pommes, Brotkrümel, Döner, selbst Erbrochenes. Diese Abfälle machen die Tiere krank und sorgen für den wässrigen Kot, den man im Stadtzentrum häufig vorfindet. Ätzend ist dieser allerdings nicht, wie eine Studie der TU Darmstadt (2004) belegt.

Stadttauben können bis zu acht Mal im Jahr brüten – unabhängig von Witterung und Futterangebot. Sie bevorzugen dabei enge Nischen und Höhlen, die sie unter Brücken oder an Gebäuden finden und dort oft in großen Ansammlungen brüten. Man schätzt, dass rund 90% der Jungtiere ihr erstes Lebensjahr nicht überstehen. Als Haustiere gehalten, haben Tauben hingegen eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren.

Tauben sind standorttreu und an ihre unmittelbare Umgebung gebunden – unterschiedliche Untersuchungen gehen von einem Bewegungsradius von 500-1.200 m aus. Sie ziehen nicht einfach weg, weil es unbequem ist, deswegen ist die seit Jahrzehnten durchgeführte Vergrämungspolitik mit Fütterungsverboten, Greifvögeln und Gift nicht erfolgreich und sorgt für viel Tierleid.

Häufige Fragen und Vorurtele
Tauben übertragen Krankheiten

Stadttauben übertragen nicht mehr Krankheiten als alle anderen Tiere, mit denen wir uns umgeben.

Taubenkot ist ätzend

Diese Annahme wurde in einer Studie der TU Darmstadt widerlegt. Dennoch können wir gut verstehen, dass die Hinterlassenschaften auch nicht allzu hübsch sind.

Einfach nicht füttern!

Im unmittelbaren Umkreis unserer Taubenschläge bitten wir darum! Dort werden die Tauben von uns artgerecht versorgt. Ansonsten können wir allerdings auch gut verstehen, dass Menschen Mitgefühl gegenüber den Tieren haben und ihnen etwas zuwerfen.

Warum ziehen sie nicht in den Wald?

Stadttauben sind standorttreu. Das heißt, dass die an den Ort, an dem sie leben, gebunden sind und immer wieder dorthin zurückkehren – egal, wo man sie aussetzt.

Warum gerade Tauben?

Stadttauben haben sich nicht ausgesucht, das zu sein, was sie sind. Sie haben, wie jedes Lebewesen, einen respektvollen Umgang verdient.

Populationskontrolle

In unseren betreuten Taubenschläge werden die Tiere mit sauberem Wasser und artgerechtem Körnerfutter versorgt. Außerdem tauschen wir die Eier gegen Kunststoffattrappen aus. Die Tauben bemerken diesen Schwindel nicht und brüten das Plastikei, bis sie merken, dass nichts schlüpft.

Eier tauschen, Leid verhindern!

Da nicht alle Tauben bei uns wohnen, kommen wir auch zu ihnen. Hier tauschen wir Eier an einem wilden Brutplatz in der Siegener Stadtmitte.